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Informationsportal Hüftdysplasie (Hund) aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie |
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Röntgenaufnahme einer HD beim Hund. Der Femurkopf ist bereits subluxiert, das Acetabulum (Hüftgelenkspfanne) umgreift ihn nicht mehr (rote Pfeile). Die Femurköpfe zeigen bereits Abweichungen von der Halbkugelform (gelbe Pfeile); rechts im Bild sind deutliche arthrotische Veränderungen des Femurkopfes erkennbar. |
Anwendung des Norberg-Winkels zur Abschätzung des Schweregrades einer Hüftgelenksdysplasie (englische Bulldogge). Die roten Schenkel geben den minimalen Grenzwert für HD-Freiheit, die gelben Schenkel den tatsächlichen Winkel an. |
Die Ausprägung klinischer Symptome einer HD variiert
in Abhängigkeit vom Alter bzw. Stadium der Krankheit.
Bei relativ jungen
Tieren, im Alter von einem halben bis einem Jahr, kommt es zur
Schmerzhaftigkeit,
weil der Oberschenkelkopf in der
Hüftgelenkspfanne (Acetabulum) nur ungenügenden Halt
findet
und durch seine abnorme Beweglichkeit Schmerzregistrierende Nervenfasern
der Knochenhaut des Pfannenrandes gereizt werden.
Ältere Tiere bilden
Schmerzhaftigkeiten eher infolge fortschreitender degenerativer
Veränderungen (Arthrosen) des Hüftgelenkes aus.
Eine beginnende HD äußert sich in zunehmenden
Schmerzen bei Spaziergängen, der Hund will nicht mehr weit laufen,
setzt
sich öfter hin, schreit beim Spielen ab und zu auf und zeigt einen
instabilen Gang.
Beim Vorführen der Hintergliedmaße wird das Becken in
Richtung
der vorgeführten Gliedmaße seitwärts bewegt (LSÜ-twist).
Bei
Bewegungen des Gelenkes kann ein hörbares Knacken, Klicken oder
Knirschen des Gelenks auftreten.
Bei Feststellung eines der Symptome ist
der sofortige Gang zum Tierarzt ratsam.
Bereits über Belastung einzelner
Gelenke können auch unklare Lahmheiten der Hintergliedmaße
beim
Vorliegen einer HD oft rasch dem Hüftgelenk zugeordnet werden.
Die
Bewertung einer schweren Hüftdysplasie macht häufig die Durchführung
spezieller Tests erforderlich,
um eine Aussage über die Gelenkstabilität
treffen zu können. Am häufigsten wird hierbei der Ortolani-Test
verwendet.
Hierbei wird der Oberschenkel beim auf der gesunden Seite
liegenden Tier im rechten Winkel zur Wirbelsäule gelagert.
Eine auf dem
Kniegelenk aufgelegte Hand übt nun starken Druck senkrecht auf den
Oberschenkelknochen aus.
Bei starker Instabilität des Gelenkes kommt es
dadurch zur Luxation oder Subluxation des Hüftgelenkes.
Wird nun der
Oberschenkel von der Körperachse weggeführt,
gleitet der
Oberschenkelkopf mit einem Klickgeräusch (Ortolani-Klick) in die Pfanne
zurück.
Dieser Test sollte jedoch möglichst nur von einem Tierarzt durchgeführt
werden.
Eine zuverlässige Möglichkeit zum
Erkennen des Schweregrades der Erkrankung bildet die
Röntgenuntersuchung.
Da bei dieser die Gelenke überstreckt werden
müssen, was beim Vorliegen einer HD starke Schmerzen verursacht,
wird
sie unter einer Kurznarkose durchgeführt. Voraussetzung für eine
aussagekräftige Diagnose ist die exakte Positionierung
des untersuchten
Tieres in Rückenlage mit gestreckten, parallel gelagerten Oberschenkeln
und orthograd zum Strahlengang
eingedrehten Kniescheiben. Zusätzliche
Aufnahmen können in "Froschhaltung" der Oberschenkel
oder im seitlichen
(latero-lateralen) Strahlengang erfolgen.
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Morgan-Linie |
Ein wesentliches Auswertungskriterium ist der
Norberg-Winkel. Er ist als der Winkel definiert,
der zwischen dem
Zentrum des Oberschenkelkopfes und dem vorderen Pfannenrand abgetragen
wird (siehe Abbildung).
Bei einem HD-freien Tier sollte er mehr als 105°
betragen (rote Linien).
Weitere Kriterien zur Beurteilung sind die
Kongruenz von Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne, die Weite des
Gelenkspaltes,
die Pfannenkontur, die Kontur des Oberschenkelkopfes
sowie das Vorhandensein
von Hinweisen auf arthrotische Prozesse wie
walzenförmige Verdickungen des Oberschenkelhalses,
Randwülste an der
Gelenkpfanne, unter dem Knorpel befindliche Verdichtungen der
Knochensubstanz im Pfannenbereich und die Einlagerung von
Knochenmaterial am Ansatz der Gelenkkapsel (Morgan-Linie).
Die züchterische Auswertung von HD-Aufnahmen ist nur
durch von den Rassezuchtverbänden zugelassene Gutachter möglich,
an die
der Tierarzt die Röntgenbilder einschickt.
Üblicherweise wird zwischen fünf verschiedenen Schweregraden unterschieden. Die Angaben in Prozent beziehen sich auf eine Untersuchung von 3749 Hunden in den Jahren 1991-1994 in der Schweiz und geben die Verteilung der Hunde auf die versch. HD-Grade an.
A |
HD-Frei |
In jeder Hinsicht unauffällige Gelenke, Norberg-Winkel 105° oder mehr. Manchmal noch A1 wenn der Pfannenrand den Oberschenkelknochen noch weiter umgreift. |
25% |
B |
HD-Verdacht |
Schenkelkopf oder Pfannendach sind leicht ungleichmäßig und der Norberg-Winkel beträgt 105° (oder mehr), oder Norberg-Winkel kleiner als 105° aber gleichförmiger Schenkelkopf und Pfannendach. |
33% |
C |
Leichte HD |
Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne sind ungleichmäßig, Norberg-Winkel 100° oder kleiner. Eventuell leichte arthrotische Veränderungen. |
27% |
D |
Mittlere HD |
Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne sind deutlich ungleichmäßig mit Teilverrenkungen. Norberg-Winkel größer 90°. Es kommt zu arthrotischen Veränderungen und/oder Veränderungen des Pfannenrandes. |
11% |
E |
Schwere HD |
Auffällige Veränderungen an den Hüftgelenken (bsp. Teilverrenkungen), Norberg-Winkel unter 90°, der Pfannenrand ist deutlich abgeflacht. Es kommt zu versch. arthrotischen Veränderungen. |
4% |
Bisweilen werden die Grade A-D noch in A1 und A2, B1 und B2, C1 und C2 sowie D1 und D2 aufgeteilt.
Sie diese internationale Tabelle:
Classi- fication Einstufung classi- fication |
Classi- fication Klassi- fizierung (Annex II, Anlage II) |
Country - Land - Pays |
Classi- fication Einstufung classi- fication |
||||
SF Finnland |
NL Niederlande |
D Deutschland |
S Schweden |
CH Schweiz |
|||
1 |
No signs of hip displasia |
El-dysplasiaa hyvat |
Negatief gehell gaaf (1) |
Kein Hinweis für HD |
Utmark | Frei | 1 |
A | A | ||||||
2 | El-dysplasiaa |
Negatief gehell gaaf (2) |
U.A | 2 | |||
1 |
Transitional case |
Rajatapaus |
Transitional case (TC) |
Übergangs- form (verdächtig für HD) |
1 | ||
B | B | ||||||
2 | I | I | 2 | ||||
1 | Mild | I |
Licht positief (3) |
Leichte HD |
1 | ||
c | C | ||||||
2 | 2 | ||||||
1 | Moderate | II |
Positief (3 1/2) |
Mittlere HD |
II | II | 1 |
D | D | ||||||
2 |
Postief (4) |
2 | |||||
1 | Severe | III |
Schwere HD |
III | III | 1 | |
E | E | ||||||
2 | IV |
Positief optima forma (5) |
IV | IV | 2 |
Diagnostisch muss eine
Hüftgelenksdysplasie von anderen Störungen des Skelettsystems abgegrenzt
werden.
Neben Knochenbrüchen und Luxationen sind dies bei großen
Hunderassen vor allem Tumoren der Knochen,
welche im Bereich des Femurs
relativ häufig auftreten. Bei kleinwüchsigen Tieren muss die aseptische
Femurkopfnekrose (Legg-Calvé-Perthes-Krankheit) abgegrenzt werden.
Weiterhin treten bei schnell wachsenden
Hunden häufig Ablösungen des
Gelenkknorpels auf (Osteochondrosis dissecans), die ebenfalls
schmerzhaft sind.
Ferner sind Erkrankungen des Kniegelenks (z. B.
Kreuzbandriss), Beckenbrüche und Erkrankungen der Wirbelsäule
(Bandscheibenvorfall, vor allem bei kleinen Hunderassen) sowie
Instabilität am Lenden-Kreuzübergang
der Wirbelsäule (Cauda-equina-Syndrom,
häufiger beim Deutschen Schäferhund) auszuschließen.
Man kann HD nicht heilen, sondern nur
das Auftreten klinischer Symptome und das Fortschreiten der Krankheit
hinauszögern
oder die Schmerzen reduzieren. Je häufiger der Hund
bestimmte Bewegungsabläufe ausführt,
desto schneller verschleißt die
Hüfte. Zu diesen Bewegungen gehören vor allem jene, die die Gelenke
besonders stauchen,
wie Treppenlaufen, Springen auf harten Untergründen
und ähnliche. Man kann dem Hund mit frühzeitigem Erkennen
und richtigem
Umgang mit der Krankheit ein normales Leben ermöglichen.
Es gibt folgende Behandlungsmöglichkeiten:
Medikamentöse Therapie mit entzündungshemmenden und schmerzstillenden Medikamenten (Antiphlogistika)
PIN-Operation: Durchtrennung oder Entfernung des
Musculus pectineus sowie Umschneiden
des Gelenkkapselrandes zur
Unterbindung der schmerzleitenden Nervenfasern.
Dies ist eine sehr
effektive Schmerztherapie, deren Wirkung mehrere Jahre anhält.
Osteotomie des Beckens: Dazu werden alle drei
Beckenknochen (Darmbein, Sitzbein und Schambein) durchtrennt,
das
Becken etwas zur Seite gekippt und die Knochen anschließend wieder
durch Osteosynthese verbunden.
Ziel ist es, dass der Oberschenkelkopf
wieder besser zur Hüftgelenkspfanne steht.
Diese Operation ist
aufwändig und nur bei jungen Hunden anzuraten, bei denen noch keine
sichtbaren Veränderungen
an der Gestalt des Femurkopfs im Sinne einer
beginnenden Arthrose bestehen.
Einsetzen eines künstliches Hüftgelenkes.
Femurkopfresektion: Dabei wird der Gelenkkopf des
Oberschenkelknochens (Caput ossis femoris) entfernt,
worauf sich eine bindegewebige Verbindung zwischen Becken und Oberschenkelknochen
entwickelt.
Verbunden mit intensiver Physiotherapie bietet diese
Methode gute Chancen, ein schmerzfreies Leben zu führen.
Häufig bleibt
durch diese Behandlungsmethode jedoch eine dauerhafte Funktionsstörung
zurück.
Einsetzen von einem oder mehreren Goldstiften in die
Muskulatur an Akupunkturpunkten.
Die Goldstifte verbleiben in der
Muskulatur.
Eine Verhinderung des Fortschreitens
kann durch richtige Ernährung und nicht zu viel Sport -
vor allem durch
Wenigbelastung und das Vermeiden von Stauchen und Überdehnen des
Hüftgelenkes- erreicht werden.
Eine Physiotherapie kann durch den
gezielten Aufbau der Becken- und Oberschenkelmuskulatur das Hüftgelenk
entlasten.
Die Zugabe von Knorpel aufbauenden Zusatzfuttermitteln ist
ebenfalls möglich.
Zur Vermeidung der Weitervererbung der Fehlbildung ist
bei den meisten Hundezuchtverbänden
eine Bescheinung der HD-Freiheit zur
Zuchtzulassung erforderlich. Aber auch die Paarung aus HD-freien
Elterntieren
bietet keine Garantie, dass die Nachkommen HD-frei sind